Mittwoch, 21. Dezember 2016

Reportage: Verkehrssicherung am Schloßberg

Die Pfanzelt-Fällraupe Moritz Fr50 im Praxiseinsatz


Die Fällraupe Moritz wurde erstmals auf der KWF-Tagung2016 im ostbayerischen Roding vorgestellt. Nur wenige Monatenach Markteinführung setzt der Baumpflege- und ProblemfällungsbetriebLautenschlager eine der Raupen in der Oberpfalz ein.

Der Schloßberg in Regenstauf, der sich rund 95 Meter über dem Regenfluß erhebt und dessen Gipfel früher eine stattliche, wehrhafte Burganlage krönte, ist heute mit Turm, Gaststätte und Schloßgarten ein vielfältiges Naherholungsgebiet. Vor wenigen Jahren wurden nach dem Konzept „Geschichte trifft Natur“ ein abwechslungsreicher und informativer Naturerlebnisraum mit gut ausgebauten Spazierwegen sowie ein neues Informationszentrum errichtet. Die Pflege und Verkehrssicherung der kilometerlangen Spazierund Wanderwege in dem rund 40 Hektar großen Gebiet sind eine Herausforderung.

Viele schmale Wanderwege

Der Unternehmer Martin Lautenschlager ist mit seinem Team seit über 20 Jahren mit der Pflege und Verkehrssicherung der Wege, Plätze und Häuser unterhalb des Schloßberges beauftragt. „Früher haben wir für die Seilsicherung bei Gefahrbaumfällungen einen Skidder oder einen Systemschlepper mit Seilwinde eingesetzt,“ erinnert sich Lautenschlager. „Die Einsatzmöglichkeiten der Großtechnik waren allerdings auf den schmalen Wanderwegen stark beschränkt, deswegen mußten häufig Bäume mittels Handseilzug oder Seilklettertechnik gefällt werden. Die Sicherung und der Abtransport des Stammaterials und der Äste waren dabei eine zusätzliche Herausforderung.“
Auf einem PKW-Anhänger lässt sich die Raupe einfach transportieren.

Für diese und weitere Einsätze bei Problemfällungen, bei denen eine Seilwinde benötigt wird, hat Lautenschlager vor kurzem in eine Pfanzelt- Fällraupe Moritz Fr50 investiert. Überzeugt hat ihn neben der kompakten Bauweise und dem geringen Eigengewicht auch das variable Fahrwerk. Alle diese Eigenschaften konnten bei einem Verkehrssicherungseinsatz auf dem Schloßberg anschaulich demonstriert werden. Dank der kompakten Abmessungen mit einer Länge von 2.200 Millimetern und einer Breite von nur 1.100 Millimetern sowie einem Gewicht von 1.400 Kilogramm läßt sich die Raupe einfach und flexibel auf einem Pkw-Anhänger zum Einsatzort transportieren. Einen zusätzlichen Schlepper muß Lautenschlager deshalb nicht mehr zu Arbeitsstelle fahren. „Das spart Zeit und Geld – außerdem können wir somit flexibler agieren und auch über Schnellstraßen und Autobahnen die Einsatzorte anfahren“, merkt Lautenschlager an.



Variables Fahrwerk

Nach dem Abladen fährt die Raupe auf dem schmalen Wanderweg zum Einsatz. Spätestens dabei wird klar, daß dieser Weg für einen Schlepper ungeeignet wäre. Der proportionale Fahrantrieb mit zwei Geschwindigkeitsstufen und einer Höchstgeschwindigkeit von acht Kilometer pro Stunde ermöglicht ein an die Gehgeschwindigkeit angepaßtes Fahren und ein zügiges Vorankommen: Bereits nach wenigen Minuten sind die 500 Meter Anfahrtsweg geschafft. Bevor die Seilarbeit beginnt, verbreitert Lautenschlager die variable Spur des Fahrwerkes. Für bessere Standsicherheit bei der Seilarbeit und beim Rücken im Hang kann das Raupenfahrwerk hydraulisch auf 1.500 Millimeter Außenbreite verschoben werden. Für den Transport und bei der Arbeit in engen Beständen wird das Fahrwerk wieder eingefahren.
Wenn die Fällraupe bei einem Einsatz den Weg verlassen muß, um einer Rückegasse zu folgen, kommt ihr der niedrige Schwerpunkt sowie das für diesen Einsatz angepaßte Fahrwerk mit einem Böschungswinkel von 45 Grad an Front und Heck zugute. Mit einen Bodendruck von 0,30 Kilogramm pro Quadratzentimeter läßt sich die Raupe auch problemlos auf sensiblen Böden einsetzen. Martin Lautenschlager hängt nun den ersten Baum für die Sicherheitsfällung an. Nachdem er die Raupe plaziert hat und sich das Polterschild fest in den vereisten Boden drückt, wird das Seil am Baum angebracht. Seilwinde und Fahrbetrieb bedient er anschließend über eine Funksteuerung, mit der sich alle Funktionen steuern lassen.

Ingesamt vier Ankerpunkte am Rahmen ermöglichen das Fixieren der Raupe im Gelände. Die Steuerung der Fällraupe erfolgt komplett über Funk.


Fünf Tonnen Zugkraft

Die Forstseilwinde der Fällraupe hat eine Zugkraft von 50 Kilonewton und eine Seilkapazität von 110 Metern. Für unterschiedliche Einsatzzwecke läßt sich die Geschwindigkeit variieren, zwei Geschwindigkeitsstufen sind über Funk vorwählbar. Professionell und mit höchster Sicherheit seilt Martin Lautenschlager mehrere Bäume um. Zwei große Kiefern neigten sich gefährlich über den Wanderweg und ließen sich nicht direkt fällen. Zudem mußte eine vom Borkenkäfer befallene Fichte entfernt werden. Im Anschluß werden die Stämme motormanuell aufgearbeitet und mit der Fällraupe zu einem Lagerplatz gerückt, von dem sie später abtransportiert werden. Jetzt wird ersichtlich: Der Moritz ist flexibel einsetzbar – neben der Arbeit als Fällhilfe läßt sich die Raupe auch bei Vorlieferarbeiten nutzen. Im Anschluß lädt Lautenschlager seine Arbeitsmittel wie Motorsäge, Kanister und weiteres Material wieder in die großen Staufächer der Raupe und fährt sie zurück zum Pkw-Anhänger. Es ist erst kurz vor Mittag und der Arbeitstag noch nicht beendet – eine weitere Sicherheitsfällung wartet in der Innenstadt von Regensburg.

Freitag, 5. August 2016

Welche Forstraupe für welche Arbeit? (Ausschnitt Fachartikel der Fachzeitschrift Forst und Technik)

Forst und Technik hat sich auf der KWF-Tagung in Roding die unterschiedlichen Leistungsmerkmale und Einsatzgebiete von acht Forstraupen angeschaut.

Die kleinen Forstraupen erfreuen sich in jüngster Zeit immer größerer Beliebtheit. Natürlich erreichen sie nicht die Leistung und Geschwindigkeit großer Forstschlepper, aber dank ihrer hohen Geländegängigkeit bei gleichzeitig niedrigem Bodendruck erweisen die kompakten Maschinen nützliche Dienste, wenn sie bei erweiterten Rückegassenabständen zum Vorliefern motormanuell gefällten Holzes in die Kranzone des Harvesters eingesetzt werden. Daneben lassen sie sich als Fällhilfe bie der seilutnerstützten Holzernte einsetzen oder zum Rücken kleinerer Holzmengen. Um bodenschonende Holzerntetechniken zu fördern, bezuschusst der Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg beispielsweise auf den Kauf solcher Maschinen mit 20% der Anschaffungskosten.



Der preiswerte Allrounder
Pfanzelt Maschinenbau (www.pfanzelt-maschinenbau.de) stellte die Fäll- und Rückeraupe Moritz Fr50 vor. Mit einer Länge von 2.200 mm, einer Breite von 1.100 mm und einem Gewicht von 1.400 kg ist die Maschine sehr kompakt gebaut und lässt sich auf einem Pkw-Anhänger oder auf der Ladefläche eines Transporters umsetzen. Der proportionale Fahrantrieb erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 8 km/h und die Raupe ist mit einer 5,5-t-Forstseilwinde mit 120 m Seilkapazität ausgestattet. Wie bei allen hier vorgestellten Maschinen werden Fahrzeug und Seilwinde über eine Funkfernsteuerung bedient. Eine Besonderheit der Moritz Fr50 ist das variable Fahrwerk, das für eine bessere Standsicherheit bei der Seilarbeit und beim Rücken hydraulisch auf 1.500 mm verbreitert werden kann, während des Transport und für die Arbeit in engen Beständen wieder eingefahren wird. Pfanzelt sieht die Einsatzmöglichkeiten seiner Maschine überall dort, wo zur Unfallverhütung z. B. bei Sicherheitsfällungen eine Seilwinde benötigt wird und natürlich als Rückeraupe für Vorlieferarbeiten. Mit dem Bodendruck von 0,30 kg/cm³ kann die Fällraupe problemlos auf sensiblen Böden eingesetzt werden.
Der Landesbetrieb Forst Brandenburg führte die Pfanzelt-Rückeraupe auf der KWF-Tagung bie einem Exkursionspunkt vor, bei dem es um die hochmechanisierte Holzernte bei erweiterten Gassenabständen ging. Der vom Harvester nicht erreichbare Teil des Zwischenblocks wurde motormanuell gefällt und entweder zum Rohschaft aufgearbeitet oder beim Nadelholz nur gezopft. Die Rückeraupe wurde danach zum Vorliefern eingesetzt, damit die Stämme vom Harvester aufgearbeitet und schließlich mit dem Forwarder an den Waldweg gerückt werden können. Forst Brandenburg will die immer geringeren motormanuellen Hiebsmengen zukünftig durch hochprofessionelle und optimal ausgestattete Waldarbeiterrotten realisieren. Jede Rotte soll dafür mit einer kleinen Rückeraupe ausgestattet werden, die nicht nur zum Vorliefern, sondern auch als sogenannter UVV-Schlepper in der Starkholzernte und bei Verkehrssicherungsarbeiten dienen soll.

Donnerstag, 14. Juli 2016

SVLFG Kurzholzkatapult Vorführung während Pfanzelt Jubiläumsfeier

Im Rahmen der großen Pfanzelt Jubiläumsfeier wird an mehreren Ständen über die Gefahren und Risiken bei der Waldarbeit aufgeklärt. Neben einem Seiwlindenprüfstand der KWF und einem Fachforum zeigt die SVLFG live unter anderem mit einem Kurzholzkatapult was beim Seilen von Kurzholz alles passieren kann.



Besuchen Sie die Pfanzelt Jubiläumsfeier am 23. und 24. Juli 2016 
Weitere Informationen unter www.pfanzelt-maschinenbau.de

Freitag, 8. Juli 2016

Moritz on Tour

Nach der ersten Präsentation der Pfanzelt Fällraupe Moritz Fr50 auf der KWF Tagung in Roding, sind wir ab nächster Woche unterwegs um euch die Fällraupe live im Einsatz zu zeigen. Von Dienstag an sind wir in der Mitte Deutschlands unterwegs bei verschiedenen Vorführungen. Ihr wollte dabei sein? Dann meldet euch bei uns. http://www.pfanzelt-maschinenbau.de/kontakt.html?r=0

Videobericht zum Einsatz des Moritz auf der KWF Tagung



Montag, 27. Juni 2016

Moritz Fr50 überzeugt auf der KWF Tagung

Für die Präsentation der neuen Pfanzelt Fällraupe Moritz Fr50 war die KWF Tagung 2016 in Roding ein voller Erfolg. Wir freuen uns über das große Interesse an der neuen Fällraupe und bedanken uns bei den vielen Interessenten, die uns sowohl auf unserem Messestand als auch im Exkursionsgelände besucht haben. Im Exkursionsbereich der KWF Expo wurde die Fällraupe durch den Landesbetrieb Forst Brandenburg vorgestellt, der auch der Eigentümer des dort gezeigten Modells ist.

Auch bei der großen Demoshow auf dem Pfanzelt Messestand wurde die Raupe live im Einsatz vorgeführt und konnte vor großem Publikum beweisen was in ihr steckt.
Das Konzept der neuen Maschine ist ausgelegt für flexible Einsatzmöglichkeiten bei unterschiedlichen Arbeitsanforderungen. Überall dort wo zur Unfallverhütung, z.B. bei Sicherheitsfällungen, eine Seilwinde benötigt wird, ist die neue Fällraupe das ergänzende Arbeitsmittel für mehr Sicherheit bei der Waldarbeit. Auf Grund der schmalen Fahrzeugbreite bei eingefahrenen Raupenlaufwerken kann die Raupe optimal auch für Problemfällungen in Stadt- oder Gartenanlagen eingesetzt werden.
Ein weiteres Einsatzgebeite der neuentwickelten Fällraupe sind Vorlieferarbeiten. Hierbei kann die Raupe auch bei Arbeiten in anspruchsvollem Gelände, Hanglagen und in Beständen mit sensiblen Böden überzeugen.
Die kompakte Raupe, die zudem nur 1,3 Tonnen wiegt, kann unproblematisch, schnell und effizient auf einem PKW Anhänger bzw. der Pritsche eines Transporters zum Einsatz transportiert werden.



Sie möchten die Fällraupe live im Einsatz sehen und selbst ausprobieren?
Besuchen Sie uns im Rahmen der großen Pfanzelt Jubiläumsfeier anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums am 23. und 24. Juli 2016 und starten Sie mit Moritz in den Testparcour.

Dienstag, 26. April 2016

Drum prüfe, wer Holz daran bindet (Ausschnitt Fachartikel der Fachzeitschrift Forstmaschinenprofi)

Die zuverlässige Prüfung von Seilwinden ist nur mit einem Meßstand möglich


Zu jeder Seilwinde gehört ein Prüfbuch. Doch viele Winden werden nicht geprüft; die meisten kommen sogar schon mit abweichenden Zugkräften aus dem Werk. Die Folge können schwere Unfälle sein, bei denen Seilwindenbetreibern hohe Schadensersatzforderungen drohen. Das mobile Winden-Prüfsystem „RiBaDe“ schafft Abhilfe, nur gibt es zu wenige dieser Prüfstände. Jetzt drängen auch andere Hersteller in den Markt.

An einem eisigen Wintertag im Jahr 2008 führten Ernst Riedel und Ekkehard Debnar bei der Firma Schlang & Reichart im Allgäu die GS- und KWFGebrauchswert- Prüfung einer Forstseilwinde durch. Insbesondere die Ermittlung der Bremshaltekraft bereitete dabei große Probleme. Für diese Messung stand den beiden Technikern kein Prüfinstrument zur Verfügung, denn ein solches Gerät gab es damals noch nicht. Stattdessen wurden die Brems- und Zuglasten mit Fremdsystemen wie Gabelstaplern und tonnenschweren Gewichten aufgelastet, die mit dem komplett ausgerollten Seil der Winde verbunden waren. An jenem Tag im Allgäu flogen manche Hilfsmittel und die Zugseile bei den meisten Meßversuchen jedoch unkontrolliert durch die Gegend, so daß Riedel und Debnar die Prüfung nur unter unzumutbaren, sehr gefährlichen Umständen abschließen konnten.

Schließlich endete der kalte Wintertag nach einer leiblichen Stärkung und einem Gang in die Pfarrkirche St. Martin zur Danksagung für einen chaotischen Prüftag, der jedoch ohne Personenschäden blieb, bei Weizenbier in einem Wirtshaus. „Wir brauchen einen Windenprüfstand“, stellten die beiden nach dem ersten Zuprosten ernüchtert fest und skizzierten auf einem Bierdeckel einen ersten Entwurf. Am Ende des Abends standen acht Weizen auf der Rechnung und vor Ernst Riedel und Ekkehard Debnar lagen zwanzig bemalte Bierdeckel mit den Konstruktionsplänen eines Windenprüfstands. Diese Winternacht war die Geburt des Windenprüfsystems RiBaDe, das in den folgenden zwei Jahren bis zur Marktreife entwickelt wurde.
Der Name RiBaDe entstand aus den Initialen seiner Entwickler: Ernst Riedel von der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG), dem Landmaschinenmechanikermeister Johannes Baur, der den Prüfstand als Teilhaber der Firma Schick & Baur Landtechnik in Achstetten in die Praxis umsetzte, und Prüfingenieur Ekkehard Debnar vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF).

Hohe Haftung bei Unfällen

Bei der Anschaffung einer Seilwinde erhält jeder Käufer ein Prüfbuch, denn Seilwinden müssen einmal jährlich durch eine befähigte Person auf die einwandfreie Funktion der Sicherheitseinrichtungen und eventuelle Schäden überprüft werden, genauso wie alle Hub- und Zuggeräte. In der Praxis unterbleiben diese Prüfungen jedoch oft. „Sogar neue Seilwinden weisen häufig erhebliche Mängel auf“, weiß Ekkehard Debnar aus 35jähriger Prüfpraxis für das KWF. „Bei rund 80 Prozent auch der werksneuen Forstwinden stimmt die Zugkraft nicht. Entweder ist sie zu hoch oder zu niedrig.“ Beides kann sich beim Betrieb der Winde fatal auswirken: Ist die Zugkraft zu hoch, drohen Beschädigungen wie Seilbrüche während der Arbeit, ist sie zu niedrig, kann sich ein Windenbenutzer auf die verfügbare Zugkraft und das Halten der geseilten Lasten nicht verlassen. Deshalb sollen neue Winden künftig nur noch mit einem dazugehörigen Prüfprotokoll verkauft werden dürfen. Eine der wenigen Firmen, die werksneue Winden bereits prüft und dem Käufer ein Prüfprotokoll aushändigt, ist das Unternehmen Pfanzelt Maschinenbau aus Rettenbach im Allgäu.
Die Prüfung einer Seilwinde ist nach den Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz der Land- und Forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften auch nach einer Reparatur nötig, um die Werkseinstellungen wiederherzustellen. Die regelmäßige Prüffrist beträgt bei Winden im Profieinsatz ein Jahr. Bei sogenannten Bauernwinden, die von Landwirten überwiegend nur während der Winterarbeit genutzt werden, oder bei Winden im privaten Einsatz, werden Prüffristen von zwei Jahren akzeptiert. Die Nichteinhaltung der Prüffristen kann im Profieinsatz dazu führen, daß ein Unternehmer bei der Arbeit in zertifizierten Wäldern von der Auftragsvergabe ausgeschlossen wird. Außerdem drohen empfindliche Bußgelder und Regreßforderungen des Unfallversicherers, wenn sich Mitarbeiter des Unternehmers bei der Arbeit mit einer ungeprüften Winde verletzen. Bei privaten Holzmachern können die Folgen sogar noch drastischer sein: Kommt ein Dritter bei der Arbeit mit einer ungeprüften Seilwinde zu Schaden, wird der Windenbesitzer haftbar gemacht.
Sachkundige, die eine Prüfung vornehmen dürfen, sind befähigte Personen mit Fachkenntnissen. Das bedeutet: Die Prüfperson muß eine Berufsausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben, über Berufserfahrung im Umgang mit Seilwinden verfügen und einer ähnlichen beruflichen Tätigkeit nachgehen. Das kann beispielsweise die Durchführung von mehreren Windenprüfungen pro Jahr sein, um regelmäßige Prüfpraxis zu erlangen. Im Prinzip können befähigte Privatpersonen ihre eigene Winde selbst prüfen. Das setzt allerdings einen Sachkunde-Nachweis voraus, für den die SVLFG Lehrgänge anbietet sowie geeignete Meßinstrumente wie einen Seilwindenprüfstand. Weil solche mobile Prüfstände jetzt vorhanden sind, werden immer mehr Windenhändler damit ausgestattet. Die Einweisung zur richtigen Prüfmethode muß von den Windenherstellern erfolgen.

Sicht- und Funktionskontrolle

Die Prüfung beinhaltet eine Sicht- sowie eine Funktionskontrolle. Bei der Sichtkontrolle werden unter anderem der Zustand und die Vollständigkeit des Gerätes, der Seilrollen, des Seils sowie die gesamte Tragkonstruktion begutachtet. Verschleiß, Korrosion und Beschädigungen werden dabei ebenso bewertet wie der Zustand der elektrischen Anlage und der Hydraulikkomponenten. Außerdem müssen alle Sicherheitseinr i chtungen der Winde wirksam sein, genauso wie eine eventuell vorhandene Funkfernsteuerung. Zu der Funktionsprüfung gehören die Messung der maximalen Zugkraft, die Bremsüberschneidung mit der Reaktionszeit von Kupplung und Bremse sowie die Ermittlung der erforderlichen Bremshaltekraft. Gerade diese Brems-/KupplungsÜberschneidung der Seilbrems- und -haltekraft muß an jeder Winde optimal eingestellt sein, um ein ungewolltes Zurücklaufen der Last nach dem Beiziehen zu verhindern.
Die Prüfung der maximalen Windenzugkraft ließ sich bislang auch ohne Prüfstand durchführen. Dazu wurde beispielsweise eine Zugwaage an das Windenseil montiert, der Wert abgelesen und im Prüfbuch notiert. Die Bremshaltekraft ließ sich ebenfalls mit Hilfe einer weiteren Kraftquelle messen. Das konnte ein Schlepper oder ein Gabelstapler sein, die für den nötigen Gegendruck sorgten. Diese Verfahren waren aber äußerst unzuverlässig und gefährlich für den Prüfer. Hinzu kam ein sehr hoher Material- und Zeitaufwand, eine Prüfung mit diesen Methoden konnte bis zu einem Tag dauern und war deshalb sehr teuer. Eine definierte Bremsüberschneidung ließ sich ohne Prüfstand allerdings nicht messen. Bis zur Entwicklung des Systems RiBaDe tolerierten das KWF als GS-Prüfstelle und die Berufsgenossenschaften derartige Messungen. Seitdem sich die Werte mit dem RiBaDe-Prüfstand elektronisch messen und aufzeichnen lassen, gilt das aber nicht mehr. Denn der Bremsweg zählt zu den wichtigsten Funktionen einer Winde. Wenn das Seil von Ziehen auf Halten umgestellt wird, muß die Bremse sofort greifen und das gezogene Holz unmittelbar liegenbleiben. Das gilt um so mehr beim Beiseilen von Holz in Hängen und Steillagen, damit schwere Stämme einen Abhang nicht unkontrolliert herunterrutschen können. Solch „schießendes Holz“ kann sogar einen Seilwinden- Schlepper mitreißen.
Um solche Unfälle zu vermeiden, muß die Windenbremskraft mindestens das 1,25fache der maximalen Zugkraft betragen. Bei der Prüfung einer Vier-Tonnen-Seilwinde beispielsweise wird die Bremseinrichtung mit einer Kraft von 50 Kilonewton, das entspricht fünf Tonnen, belastet. Dabei wird beim System RiBaDe diese über die maximale Windenzugkraft hinaus erhöhte Belastung mit einer Hydraulikeinheit unter langsam erhöhter Belastung manuell aufgebracht.

Prüfung in nur 15 Minuten

Die Prüfung mit dem System RiBaDe erfolgt in der Regel auf der untersten Seillage auf dem Trommelkern, weil nur dann die maximale Zugkraft erreicht wird. Nur in Ausnahmefällen dürfen Prüfungen in der oberen Seillage durchgeführt werden; RiBaDe kann grundsätzlich sogar in jeder Seillage prüfen. Windenseile aus Kunststoff sind zur Prüfung nicht zugelassen, weil sie sich weiter dehnen als Stahlseile und die Meßergebnisse verfälschen. Sie müssen durch ausreichend feste Prüfseile aus Stahl ersetzt werden.
Zur Prüfung wird das Seil bis auf drei Umwicklungen komplett von der Seiltrommel gezogen. Dabei begutachtet der Prüfer das Seil gleichzeitig auf Beschädigungen. Der Seilanfang wird anschließend mit mindestens drei Umschlingungen auf einen Spillkopf am Prüfstand gewickelt und der Windenzug in kleinen Teilschritten bis zur Nennzugkraft eingeleitet. In dieser Position werden auch die Kupplungsüberschneidung und die Bremshaltekraft mit einem hydraulischen Meßsystem und Prüfzylindern ermittelt.
Alle Daten werden in einem Meßprotokoll elektronisch erfaßt und lassen sich ausdrucken. Dieses System gilt als manipulationssicher. Der Zeitaufwand für eine komplette Prüfung mit dem RiBaBe- System beträgt nur rund 15 Minuten und kostet etwa 60 Euro.

Viel zu wenig Prüfstände

Die Anzahl der forstlichen Seilwinden in Deutschland schätzt das KWF auf über 200.000. Für deren regelmäßige Prüfung würden etwa 250 Windenprüfsysteme benötigt. Doch so viele Prüfstände sind bei weitem noch nicht vorhanden, derzeit sind nur drei Systeme auf dem Markt: das Prüfsystem RiBaDe, das Modell Ropo- Check 100, eine Entwicklung der Firma Schmid Landmaschinen aus Waldstetten aus dem Jahr 2014, sowie der zu Beginn dieses Jahres vorgestellte Seilwindenprüfstand Easy Pull G.S der Firma Unterreiner Forstgeräte. Die Anzahl der verfügbaren Maschinen ist überschaubar: Von dem System RiBaDe gibt es etwa 25 Stück, vom Ropo-Check 100 fünf und vom Unterreiner-System 17. Alle Prüfstände lassen sich transportieren, einzig der RiBaDe besitzt eine KWF-Prüfung. 
Für Windenbesitzer und -betreiber zeigt Ekkehard Debnar die Funktionsweise des RiBaDe-Systems auf den KWF-Thementagen Mitte Oktober in Groß Heins (siehe Bericht Seite 54) am Beispiel einer Fünf- Tonnen-Seilwinde.

Dieser Artikel wurde verfasst von Max Riemann und erschien in der Ausgabe 10-2015 der Fachzeitschrift Forstmaschinenprofi.

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Donnerstag, 17. März 2016

Wandel zwischen den Welten leicht gemacht (Ausschnitt Presseartikel Holzzentralblatt)

Am Montag mulchen, an Dienstag Einstaz in einem Steinbruch bei der Flächenräumung - für das Unternehmen von Stephan Geistdörfer sind dies normale Wechsel. Er bietet ein breites Spektrum an Leistungen aus dem Bereich Forstwirtschaft, Landschaftspflege und Baumpflege an. Dafür benötigt er Technik, die sich flexibel anpassen lässt. Mit dem Systemschlepper "Pm Trac" hat er dabei wohl einen guten Griff getan, dann nach zwei Jahren Einsatz gibt es bei ihm und seinem Team keinen Grund zur Klage.

[...]

Technik muss sich an Vielfalt der Aufträge anpassen lassen

Wichtige Auftraggeber sind mehrere Energieversorger (Trassenpflege) und die Deutsche Bahn (Streckenpflege). Hinzu kommen Kommunen und Privathaushalte. Das Spektrum reicht von der Grünlandpflege, über Fällungen und Rodungen bis hin zur Baumpflege und Spezialfällungen. Im Forstbereich bietet das Unternehmen Holzernte, Jungbestandspflege, Pflanzungen, Sturmwurfaufarbeitung, Rodungen, Forstfräsarbeiten, Rückearbeiten und Häckselarbeiten an. Bei der Baumpflege ist oft unterstützende Technik mit Seilwinden nötig. Im Landschaftspflegebereich fallen Mäh- und Mulcharbeiten, Gehölzpflege, Heckenschnitt, Pflanzungen, Rasenbau sowie die Pflege kommunaler Grünflächen und von Privatgärten an. Entsprechend flexibel muss die vorgehaltene Technik sein. Deshalb hat man sich für das Systemschlepperkonzept von Pflanzelt entschieden. Vor zwei Jahren schaffte man, nach dem Prüfen mehrerer Alternativen, einen „PM Trac 2375“ der Version II an. Neben dem durch entsprechende Anbauten sehr breiten Einsatzspektrum der Maschine wissen Geistdörfer und die vier Mitarbeiter, die im Betrieb die Maschine bedienen können, die Möglichkeit zu schätzen, mit bis zu 50 km/h auf eigenen Rädern umzusetzen. Dies wird durch das stufenlos leistungsverzweigte „S-Matic“-Getriebe von ZF ermöglicht.
Am Einsatzort angekommen, der in der Regel im Umkreis von 60 km um den Firmensitz liegt, werden die für den Straßenverkehr vorgeschriebenen Kotflügel abgenommen, an denen sich auch ein Großteil der Beleuchtungseinrichtungen befindet. Das dauert nur wenige Minuten. Die weiter am Fahrzeug befindlichen Lampen werden zum Schutz mit Klappen verdeckt.

Einen Kompromiss ist man bei den Reifen eingegangen. Obwohl die Maschine viel im Forstbereich bzw. auf Rodungsflächen arbeitet, wurde auf Reifen mit maximaler Durchstoßfestigkeit verzichtet, denn diese hätten auf der Straße einen erhöhten Verschleiß. Letztlich entschied man sich für eine stichgeschützte Variante mit einer für Straßenfahrten trotzdem günstigen Gummimischung (vorne: Nokian Mulitplus 540/65 R 28; hinten: Nokian Multiplus 650/65 R 38).

Positive Erfahrungen

Die Bediener schätzen die Übersichtlichkeit der Maschine, die zum einen aus der Gestaltung der Kabine resultiert, aber auch aus ihrer Anordnung. Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Schleppern hat Pflanzelt die Kabine in Richtung Fahrzeugmitte gerückt. Dies kommt der Gewichtsverteilung zugute, aber auch der Möglichkeit, am Heck Anbauaggregate zu befestigen. So sitzen die Winden über den Hinterrädern, darüber kann ein Forstkran montiert werden.
Zudem wurde so die Möglichkeit geschaffen, eine Kabine aufzubauen, die Platz für einen um 180° drehbaren Fahrersitz bietet. Das Lenkrad wird nur für den Straßenbetrieb benötigt, am Einsatzort wird es weggeklappt. Die Maschine wird dann komplett per Joystick gefahren, was in jeder Drehposition des Fahrersitzes möglich ist. Kaum zum Einsatz kommt das Bremspedal, denn die Maschine bremst automatisch, sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Dies ist unabhängig von der angehängten Last.
Die Maschine von Geistdörfer ist mit einem besonders großen Tank ausgestattet, dadurch ist das Staufach unter dem Einstieg etwas kleiner. Gleichzeitig sinken die Tankintervalle, sodass die mobile Tankanlage eher selten benutzt wird. Zumeist versorgt man sich beim Umsetzen an der Tankstelle. Der Verbrauch des 175-PS-Sisu-Motors liegt durchschnittlich bei etwa 7 l je Arbeitsstunde. Beim Mulchen kann er aber auch bis zu 25 l/h betragen. Die Dauerleistung von 175 PS kann bei Bedarf kurzzeitig angehoben werden, denn eigentlich hatten die verwendeten Motoren einst 190 PS. Um sie jedoch an die Abgasnorm TIR 3A anzupassen, mussten sie gedrosselt werden. Etwa acht Monate im Jahr läuft die Maschine im Forsteinsatz oder bei der seilunterstützten Fällung, wie sie z. B. bei der Stromtrassenpflege häufig vorkommt.
Für den „Holzbereich“ sind ein 8,5-m-Kran und eine Doppelseilwinde (8 t Zugkraft) mit bis zu 100 m Seil am Heck montiert. Eine der Winden unterstützt das Abseilen aktiv. Der Kran ist nicht zusätzlich abgestützt. Dennoch bewegt sich die Maschine dank der internen Sperren (Verblockung) bei der Kranarbeit kaum.
Das Forstmodul kann dank des Pflanzelt-System-Aufnahme (PSA) genannten Schnellwechselsystems innerhalb von 20 Minuten nahezu werkzeuglos abgebaut werden. Dazu werden zwei Stützen eingehängt und das Modul mit dem Kraftheber darauf abgesetzt. Kran und Seilwinde können gemeinsam, oder auch nur der Kran entfernt werden. Da nahezu alle für die klassische Dreipunktaufhängung nötigen Teile am Heck verbleiben, ist der Umbau zum „landwirtschaftlichen Schlepper“ in kürzester Zeit bewerkstelligt. Wichtigste Einsatzgebiete in diesem Bereich sind bei Geistdörfer das Mulchen (im Wald, oder auf gerodeten Trassen) und das Mähen.
Durch das breite Einsatzspektrum stimmt auch die Maschinenstundenzahl. Im Durchschnitt kommen 1600 MAS pro Jahr zusammen. Um die Maschinen noch weiter in ihren Einsatzmöglichkeiten zu erweitern, plant Geistdörfer den Kauf eines Fällbündel-Aggregats mit Schäre.

Nächste Generation des „PM Trac“ vorgestellt

Inzwischen hat Pflanzelt den Systemschlepper weiterentwickelt. Optisch erkennbar ist die Version III („2380“) an ihrer optimierten Kabine. Dieses pneumatisch gefederte Modell kommt bereits beim Forstspezialschlepper „Felix“ zum Einsatz. Mit über 7 m² Glasfläche wurde die Sicht auf das Arbeitsumfeld weiter verbessert. Der Bediener kann seinen Arbeitsbereich besser einsehen, was ihn entlastet und die Arbeitssicherheit erhöht. Eine entspannte und ergonomisch vorteilhafte Sitz- und Arbeitsposition findet der Fahrer auf dem nun um 340° elektrisch drehbaren Bedienerstand. Alle Bedien- und Überwachungsfunktionen sind immer im gleichen Blickfeld des Bedieners platziert. Die neue Maschinensteuerung – die über einen Touchscreenmonitor am Sitz bedient wird – erlaubt es, auch Voreinstellungen für unterschiedliche Fahrer abzuspeichern.

Weiterhin neu ist das Chassis, welches der Maschinenhersteller nun selbst baut, während der Rahmen des Vorgängers noch bei Case gekauft und für den Forsteinsatz modifiziert wurde. Die ebenfalls neue Vorderachse ist als Schubrohrachse ausgebildet. Sobald der „PM Trac“ steht, wird die hydraulische Federung automatisch verblockt. Das Fahrzeug erreicht so ohne zusätzlichen Bedienaufwand laut Hersteller eine Standfestigkeit, wie sie vorher nur von Forstspezialschleppern erreicht wurde.
Zudem bezieht man nun wassergekühlte Sechs-Zylinder-Motoren mit Abgasturbolader und Ladeluftkühlung von Deutz, beim Getriebe setzt Pfanzelt dagegen weiter auf das bewährte „S-matic“-System. Die Leistung liegt weiter bei 175 PS, Leistungssteigerungen seien aber für die Zukunft denkbar. Die neuen Motoren entsprechen aktuellen Abgasvorschriften. Erfreulich für die Kunden ist, dass sich das Preisniveau nicht wesentlich geändert hat, so versichert Pflanzelt.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Seilwindenkonstruktionen im Vergleich

Man hört es oft: da kauft ein Selbstwerber gutgläubig eine als 8 t-Winde bezeichnete Winde
vermeintlich günstig, um dann festzustellen, dass die Winde gerade einmal 4 t Betriebszugkraft hat. Der Importeur beteuert, die Winde entspreche trotzdem den EU-Vorschriften und hat damit sogar Recht. Denn es gibt da eine Gesetzeslücke, welche viele Importeure ausnutzen - zu Lasten gutgläubiger Erstkäufer. Man ist also gut beraten, gleich für dasselbe Geld eine Getriebeseilwinde mit garantierter Betriebszugkraft zu kaufen.

Gegenüberstellung der Zugkraftentwicklung in Relation zur verwendeten Seillänge bei den beiden Windentypen
Die Sache mit der Nennzugkraft

Nach den derzeit noch gültigen Vorschriften darf sich eine Winde, bei welcher irgendwann auch mal eine Zugkraft von 8 t vorkommen kann (z.B. nur in der ersten Seillage) auch 8-t-Winde nennen. Dass die Betriebszugkraft dann oft nur die Hälfte beträgt, verschweigen einige Hersteller. Die Nennzugkraft sagt also wenig aus über die tatsächliche Zugkraft im Forst. Das ist zwar legal, aber unseriös gegenüber dem gutgläubigen Kunden.





Nach der Betriebszugkraft fragen

Lamellen-Haltebremse (links im Bild) und Lamellen-Kupplung (rechts).Seriöse Hersteller geben die Betriebszugkraft an, welche man immer zur Verfügung hat. Diese Betriebszugkraft findet man in der Zeile: Seilkraft in der obersten Seillage. Nur dann, wenn ein Hersteller diese Seilkraft in der oberen Seillage offen angibt, hat man eine echte Entscheidungsgrundlage für den Kauf. Denn draußen im Forst ist natürlich nur diese Betriebszugkraft wichtig. Ansonsten kann es vorkommen, dass man einen Stamm nur die Hälfte der Wegstrecke ziehen kann, weil dann die Zugkraft zu klein wird.


  • Die  Betriebszugkraft  hat man immer  zur  Verfügung, auch bei voller Trommel.
  • Die Nennzugkraft hat man nur in der ersten Seillage, also nur bei fast leerer Trommel.

Betriebsseilkraft von zwei Seilwinden- konstruktionen im Vergleich.Die Tabelle rechts zeigt, dass die 5,5-t-Seilwinde I sogar eine höhere Betriebszugkraft hat als die 8-t-Seilwinde II.

Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Aufbau der beiden Seilwindenarten:
  • Winde II hat eine hohe, schmale Trommel. Der Hebelarm des Seils wird viel größer, und entsprechend kleiner wird die Zugkraft, und das bei immer schnellerer Seilgeschwindigkeit.
  • Winde I hat eine breite Trommel mit wenigen Seillagen. Da ändert sich nicht viel, ob die Trommel voll oder leer ist. Sowohl die Seilkraft als auch die Seilgeschwindigkeit bleiben in allen Betriebssituationen erheblich konstanter.
 

Die Windenkonstruktion

Somit kann man ganz unterschiedliche Windenkonstruktionen herstellen:

    Darstellung der Seilwickelbereiche unterschiedlicher Seiltrommeln.
  • Windentrommeln nach II kann man quer zur Fahrtrichtung einbauen und dann mit einem einfachen offenen Kettentrieb antreiben (Kettenseilwinden). Das Seil wird dann mehrfach umgelenkt, bis es endlich in Seilzugrichtung hinausläuft. Außerdem muss das Seil bei II für 8 t ausgelegt sein. Das macht das Seil schwer und unhandlich, obwohl die Winde nur 4 t Betriebszugkraft hat.
  • Als Haltebremse wird bei II meist eine offene Bandbremse verwendet, so wie wir sie von früheren landwirtschaftlichen Maschinen her kennen. Ausgeführt als selbstverstärkende Differenzialbremse, braucht man zudem nur eine kleine Bremsfeder. Das funktioniert, solange man die Bandbremse gut gegen Verschmutzung und Witterungseinflüsse schützt. Als Überlastsicherung gegen Seilriss ist diese Bremsbauart wegen der Selbstverstärkung und der Reibwertschwankungen allerdings nur schwer einstellbar.
  • Windentrommeln nach I sind mittels eines voll gekapselten Schneckengetriebes mit Leichtlauföl gleich so eingebaut, dass das Seil ohne viele Umlenkungen direkt ablaufen kann (Getriebeseilwinden). Das Seil ist leichter und leichtgängiger als bei II, trotzdem ist die Betriebsseilkraft höher.
  • Bei I ist die Haltebremse eine moderne Lamellenbremse. Durch einen geschützten Einbau und durch einstellbare, direkt wirkende Druckfedern werden der Reibwert und die Bremskraft in engen Grenzen konstant gehalten. Die Bremse kann so eingestellt werden, dass sie als Überlastsicherung anspricht, bevor die Mindestbruchkraft des Seils erreicht ist.

Anbau einer Getriebeseilwinde an Schlepper; mit Seiltrommel direkt in SeilauszugsrichtungDie Sache mit dem Preis

Viele Interessenten einer Forstseilwinde sagen zu Recht, dass gerade bei der Erstinvestition der geringe Einstiegspreis entscheidend ist. Das ist richtig und wichtig. Man sollte aber davon ausgehen, welche Betriebszugkraft man für den Preis bekommt, und nach dieser Betriebszugkraft die Winde aussuchen und vergleichen. Denn nur die Betriebszugkraft bewegt den Baum im Wald ohne Einschränkungen, nicht eine hohe Nennzugkraft auf dem Papier.
 Winde I Winde II Konstruktionsprinzip Getriebeseilwinde Kettenseilwinde Konstruktion Ein voll gekapseltes, mit Leichtlauföl geschmiertes Schneckengetriebe wirkt gleichzeitig als Untersetzungs- und als Winkelgetriebe Eine schmale, hohe Seiltrommel liegt quer zur Fahrtrichtung und wird mit einem meist offenen Kettentrieb angetrieben Betriebszugkraft (Seilkraft in oberster Lage) 4,3 t (= 100 %) 4,0 t (=93 %) Legale Nennzugkraft (Seilkraft in unterster Lage) 5,5 t (= 128 %) 8,0 t (= 186 %) Seildurchmesser, Seilgewicht, Seilhandling Leichter, weil das Seil bei voller Sicherheit nur für 5,5 t ausgelegt sein muss schwerer, weil das Seil aus Sicherheitsgründen                                          für 8 t ausgelegt sein muss Seilführung Das Seil wird gerade ohne Verdrillung ausgespult Das Seil muss um 90° verdrillt werden, um in Fahrtrichtung auszulaufen Seilgeschwindigkeit Geringe Seilgeschwindigkeitsschwankungen je nach Füllgrad der Trommel Hohe Seilgeschwindigkeitsschwankungen, je nach Füllgrad der Trommel Stoppbremse Gekapselte Lamellenbremsen, direkte Bremskrafteinstellung über Druckfedern. Auch als Überlastsicherung einstellbar selbstverstärkende Bandbremse, wegen offener Bauweise und Selbstverstärkung schwer regelbar Seilspulvorrichtung Als Option möglich. Empfohlen für größere Seillängen Nicht vorgesehen, dafür hoher Seileinlaufgalgen Optimierungen und Automatisierungen Überschneidungsvoreinstellungen, Seilauslaufbremse, Seil- ausspulvorrichtungen u.a.m. weitgehend ohne Beeinträchtigung des Leichtlaufs möglich Begrenzt möglich. Wegen vieler Umlenkungen, großer Seildurchmesser und selbstverstärkender Bandbremse Preisniveau vergleichbar, wenn man nach der Betriebszugkraft vergleicht

Fazit

Wenn man die Forstseilwinden nach der Betriebszugkraft vergleicht, wird man feststellen, dass bereits hochwertige Getriebeseilwinden in der gleichen Preisklasse zu haben sind wie Kettenwinden. Warum dann sein kostbares Geld nicht gleich in einer langlebigen Getriebeseilwinde anlegen?


Dr. Johannes Sebulke, Fachjournalist und Berater für Forsttechnik

Dienstag, 9. Februar 2016

Rückeanhänger - was ist beim Kauf zu beachten?

Ein Fachbericht von Dr. Johannes Sebulke (Fachjournalist und Berater für Forsttechnik) Zuerst sollte man sich darüber klar werden, was man genau von wo nach wo transportieren will. Denn der Anhänger sollte auf Anhieb zu dem passen, was man wirklich braucht. Daher sind zur Vorauswahl Checklisten durchaus sinnvoll.


Die Holz-Checkliste – Was soll transportiert werden?


  • Brennholz, Meterstücke oder Bündel?
  • Kurzholz und/oder Langholz?
  • Hackmaterial oder Schüttgüter?
  • Kipperpritsche, Wechselaufbauten?


Die Schlepper-Checkliste

Hier gehen wir von landwirtschaftlichen Schleppern aus, die auf dem Acker, auf Feldwegen und auf öffentlichen Straßen genutzt werden. Berücksichtigt werden muss hier:

  • Motorleistung: passt diese zur Anhängergröße?
  • Leistung der Arbeitshydraulik: kann der Kran des Anhängers versorgt werden, oder ist eine eigene Hydraulikanlage nötig?
  • Bremssystem: Verfügt der Schlepper über eine Druckluftbremsanlage oder wird eine Auflaufbremse benötigt?
  • Sollen mehrere, unterschiedlich ausgerüstete Schlepper den neuen Forstanhänger ziehen können?


Die Fahrweg-Checkliste

Bei Forstanhängern setzt man oft voraus, dass diese sowohl im Wald als auch auf öffentlichen Straßen fahren dürfen. Trotzdem sollte man sich über Folgendes klar werden:

  • Muss der Hänger auch auf Rückegassen fahren können?
  • Soll er auf öffentlichen Straßen fahren können und hier

Mit Beladung und mit welcher Geschwindigkeit?


Die Ausrüstungs-Checkliste

Diese Checkliste ist erst dann an der Reihe, wenn die vorausgegangenen Checklisten abgeklärt sind!

  • Reichweite des Krans
  • Geländegängigkeit, zweckmäßiger Boogiefreiraum
  • Kranbedienung von einem Bedienerstand aus, per Fernbedienung oder vom Fahrerhaus des Schleppers aus?
  • Allradantrieb des Hängers: Nicht erforderlich - Hilfsantrieb für schwierige Passagen-, oder vollwertiger Permanentantrieb?


Zentralrohr oder Rahmen

Generell ist ein Zentralrohr verwindungssteif - eine ideale Eigenschaft für einen Forstanhänger. Zudem kann man die Rungen auf dem Zentralrohr verschieben und diese so den gerade angesagten Holzlängen anpassen. Auch lässt sich die hintere Runge per Teleskoprohr nach hinten verschieben, wenn längeres Holz geladen wird. Dabei verschiebt sich aber auch der Ladungsschwerpunkt nach hinten. Man sollte daher darauf achten, dass auch die Tandemachse nach hinten verschoben werden kann, damit auf keinen Fall eine negative Deichsellast an der Anhängekupplung entsteht und der Schlepper an Traktion verliert. Das Schutzgitter muss so stabil sein, dass man sich auch bei Bergabfahrt mit schiebender Beladung dahinter sicher fühlen kann. Ein Rahmen aus U-Profilen ermöglicht im Gegensatz zum Zentralrohrrahmen eine Ladefläche.


Wenn der Forstanhänger zum Vollprofi wird…

Vor ein paar Jahren war der „Rückeanhänger“ ein Gerät, das vorwiegend im Wald auf eigenem Grund gefahren wurde. Heute wird ein Forstanhänger vermehrt auf Forstund öffentlichen Straßen eingesetzt, vielleicht sogar für einen Transport über einige Kilometer bis zum nächsten Lagerplatz oder Kunden. Denn hier hat der schnell fahrende landwirtschaftliche Schlepper deutliche Vorteile gegenüber einem spezialisierten Forstschlepper. Das hat die Konsequenz, dass die richtigen Zulassungen, Abnahmen und Genehmigungen sowohl für den Forstbetrieb als auch für den Straßenbetrieb vorhanden sein müssen.
Worauf es bei Rückeanhängern ankommt, wurde in einem Interview mit der Firma Pfanzelt erörtert, die in Deutschland konstruiert und fertigt, und daher alle Erfordernisse und Vorschriften auf kurzem Wege in ihre Produktlinien einfließen lassen kann.


Die Gebrauchswertprüfung des KWF gibt Sicherheit

Zu beachtende Vorschriften gibt es bündelweise: EU, Berufsgenossenschaften, StVZO, UVV, Kranvorschriften. Verantwortlich ist immer der Betreiber (Tabelle S. 8, Sp.12). Um sicher zu gehen, empfiehlt es sich, nach der Gebrauchswertprüfung durch das „KWF-Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik“ zu fragen. Wenn ein Anhänger das Prüfsiegel des KWF hat, kann man sicher sein, dass eine objektive, unabhängige Stelle den Anhänger genau unter die Lupe genommen hat, und dass die oben genannten Vorschriften eingehalten werden.

Die Tandemachse
Ein echter Forstanhänger sollte 4 bremsbare Räder an einer Tandemachse haben, um einen gleichmäßig niedrigen Bodendruck zu gewährleisten. Der Pendelweg muss ausreichen, um die Wurzelstöcke oder Gräben, die im vorgesehenen Einsatzgebiet vorkommen, überfahren zu können (z.B. 300…500 mm).

Der Kran gehört zum Forstanhänger und muss auf diesen abgestimmt sein. Die wichtigsten Kriterien sind: Die Hubkraft sollte reichlich bemessen sein (z.B. 40 kNm = Hubkraft von 2 t bei 2 m Abstand vom Schwenkwerk).

Wird vom Polter geladen oder muss der Kran auch Stämme beiziehen können? Im ersteren Fall sind Teleskopabstützungen (statt Gelenkstützen, „Flap down“) ratsam, weil man dann näher an das gepolterte Holz heranfahren kann. Im zweiten Fall ist auf eine hohe Teleskopzugkraft und -geschwindigkeit zu achten. Wird nur in der Ebene oder auch am Hang beladen, wo man ein hohes Schwenkmoment (min. 15 kNm) braucht?

Bedienstand mit rutschsicherer Standfläche, Rückenschutz, die Bedienhebel in ermüdungsfreier Position? Sichere Auf- und Abstiege, denn beim Auf- und Absteigen passieren die meisten Unfälle.

Der Laderaum: In den Abbildungen 1 und 2 ist ein Rungenkorb für Stammholz gezeigt. Für buschiges Energieholz und Kronenmaterial ist ein Wanneneinsatz lieferbar. Auch eine Kipperpritsche könnte als Wechselaufbau eingesetzt werden.

Die Lenkdeichsel ist für enge Kurven im Bestand unverzichtbar. Bei der Straßenfahrt muss die Lenkdeichsel formschlüssig arretiert werden. Dies sollte vom Fahrerstand aus mit 1-Mann-Bedienung möglich sein, um nicht umständlich Bolzen einfädeln zu müssen.

Nutzlast oder Gesamtgewicht? Für die Arbeit im Forst ist die Nutzlast maßgebend, die vom Hersteller nach rein technischen Kriterien bestimmt wird. Für die Straßenfahrt ist das zulässige Gesamtgewicht maßgebend (Tabelle S. 8, Sp.6).

Ölversorgung des Krans
Diese kann vom Schlepper aus erfolgen. Dann sollten für einen 40-kNm-Kran min. 25 l/min wirklich bereitgestellt werden, und zwar auch bei niedriger Motordrehzahl. Wenn der Anhänger eine eigene Ölpumpe hat, die durch die Zapfwelle des Schleppers angetrieben wird, ist Folgendes zu beachten:

  • Der Kran muss auch bei niedriger Zapfwellendrehzahl noch zügig arbeiten können (Der Richtwert liegt hierbei bei ca. 50 l/min bei 500 U/min Zapfwellendrehzahl), und
  • die Pumpe muss die höchste vorkommende Zapfwellendrehzahl noch sicher aushalten können.

Waldarbeit und Straßenfahrt
Die Tabelle weiter unten fasst zusammen, was bei Waldarbeit sowie bei Straßenfahrt beachtet werden muss.  Im Wald ist die Nutzlast entscheidend (Spalte 6). Ansonsten liegt vieles im Ermessen des Fahrers (Zeile 1), solange die einschlägigen Vorschriften erfüllt sind (Zeile 1).

Auf öffentlichen Straßen zählt das zulässige Gesamtgewicht. Dieses kann geringer werden, je höher die zulässige Geschwindigkeit ist, da stets die gleiche Bremsverzögerung erreicht werden muss (Spalten 3, 6).

Ferner müssen die Reifen für das geplante Gesamtgewicht bei der geplanten Geschwindigkeit zugelassen sein (Spalte 7).
Die Einhaltung der Vorschriften (Spalte 8-11) muss der Hersteller schriftlich bestätigen. Ideal ist die Bestätigung durch einen unabhängigen Prüfer.

Ein Zertifikat über eine bestandene Gebrauchswertprüfung des KWF ist nicht vorgeschrieben, gibt aber größtmögliche Sicherheit.

Hydraulische, pneumatische oder Auflauf-Bremse? 
Die Art der Bremse richtet sich nach dem Schlepper. Will man unabhängig von der Bremsanlage des Schlepper sein, dann ist eine Auflaufbremse des Anhängers angebracht. Diese kann eine Straßenzulassung bis zu einer  Geschwindigkeit von 40 km/h erhalten. Bei einer Auflaufbremse sollte man auch darauf achten, dass man mit dieser ggf. auch rückwärts fahren kann. Dazu ist eine entsprechende Konstruktion der Auflaufbremse erforderlich, denn eine manuelle Sperrung ist laut StVZO nicht zulässig. Will man aus Sicherheitsgründen beim Rückwärtsfahren im Forst auch bremsen können, so ist nochmals eine spezielle Rückwärts-Bremsansteuerung der Auflaufbremse vom Schlepper aus erforderlich.

Leichte oder schwere Baureihe?
Die Firma Pfanzelt hat einen leichteren, preiswerten Forstanhänger, S-line genannt, für 9,2 t Nutzlast und mit einer max. Gesamthöhe von 2,49 m, und eine schwerere Baureihe, Profi-Rückewagen genannt, für 9-15 t Nutzlast.

Die schwereren Baureihen empfehlen sich natürlich für Vollprofis mit hoher Auslastung des Forst-anhängers. Die Profi-Baureihen können aber auch erforderlich werden, wenn man Zusatzeinrichtungen braucht, wie z.B. eine niedrig angeordnete Kugelkopf-Kupplung oder einen aufschaltbaren Antrieb der Räder, der über schwierige Passagen im Wald hinweg hilft. Auch eine Fülle von Optionen eröffnet sich hier, bis hin zu einer Fernsteuerung des Krans, oder zu einer Steuerung des Krans von der Fahrerkabine des Rückewagens aus.

Service und Ersatzteile
Nicht zuletzt muss ein guter Service und ein schneller Ersatzteildienst sichergestellt sein. Dies ist auch ein wichtiges Kriterium für die Kaufentscheidung. Denn nichts kostet mehr als lange Ausfallzeiten in kritischen Situationen.