Samstag, 1. Juli 2017

Die Presse berichtet über den neuen Felix - Bullige Schnauze

Die Fachzeitschrift Forst und Technik berichtet über die Präsentation des neuen Forstspezialschleppers Felix:


Am 27. April veranstaltete das BayWa Forstzentrum Lübben in Brandenburg seinen ersten Forsttechniktag. Der Höhepunkt des Tages war die Premiere der neuen Generation des Forstspezialschleppers Felix von Pfanzelt. Äußerlich kaum verändert, punktet er mit einem leistungsstarken Stage-4-Motor und mit einem rein hydraulischen Antrieb von Sauer Bibus.

Die Forstunternehmer und Förster strömten scharenweise in den Wald bei Fürstenwalde. Gelockt hatte sie einerseits schlicht die Neugier auf den ersten Forsttag der BayWa AG, andererseits wussten sie alle, dass womöglich der letzte Forsttag anstand, den Rolf Zimmermann organisiert hat. Um ihn kam bisher in der Region nicht herum, wenn es um das Thema Forsttechnik ging. 1991 gründete er in Radensdorf bei Lübben die Zimmermann GmbH, die im Forstbereich bis zu letzt Handels- und Servicepartner unter anderm der Firmen Pfanzelt, Valtra, HSM und Posch war.




War - denn diese Zeit ist vorbei, seit der 65-Jährige die Firma Ende 2016 an die BayWa AG verkauft hat, die das Unternehmen unter der Bezeichnung BayWa Forstzentrum Lübben weiterführt. Immerhin steht Rolf Zimmermann der Firma aber noch für einige Zeit als Werkstattleiter zur Verfügung.



Auf diese Weise erlebten die Gäste noch einmal einen typischen Zimmermann'schen Forsttag: Nach der Begrüßung marschierte er mit allen Gästen fünf vorbereitete Stationen ab, an denen er bzw. Hans-Jörg Damm von Pfanzelt Maschinenbau die Technik zunächst erklärten, ehe sie vorgeführt wurde. Nach dem Ausklang beim gemeinsamen Imbiss im Wald konnten sich die Besucher dann individuell mit den Maschinen beschäftigen. Zu sehen gab es - mit Unterstützung des Landesbetriebes Forst Brandenburg sowie der Forstunternehmen Siegfried Volgger und Udo Schellner - zwei HSM-Rückemaschinen, einen Pm Trac mit Rückeanhänger, den Seilkran Valentini 400 im Einsatz mit einem Schreitharvester von Menzi Muck, Brennholztechnik von Posch und die Wegepflegegeräte des Landesbetriebs.



Die Show stahl ihnen allen an diesem Tag jedoch die Premiere der neuen Generation des Forstspezialschleppers Felix. In den vergangen Jahren hatte Pfanzelt die Produktion der Rückemaschine reduziert, unter anderem weil neben der Anpassung des Motors an die Abgasnorm Euro Stage 4/Tier 4 final auch der S-matic-Antrieb von ZF zur Debatte stand - und damit eine komplette Neukonstruktion des Vorderwagens.



Der Vorderwagen


An den neuen Vierrad-Felix, die Pfanzelt bisher ausgeliefert hat, unter anderem an das Niedersächsische Forstamt Saupark, kann man das Ergebnis dieser Neukonstruktion jetzt studieren. Bei Motor setzte Pfanzelt weiterhin auf die Firma Deutz, verwendet jedoch erstmals ein Sechszylinderaggregat, das nun 6 l Hubraum und einen SCR-Katalysator für die Abgasnachbehandlung aufweist. Die Kunden können zwischen zwei Leistungsklassen wählen: möglich sind 133 kW mit 818 Nm Drehmoment (etwa soviel wie beim Vorgänger) oder 174 kW mit 1.072 Nm Drehmoment, jeweils bei 1.500 U/min. Bei der stärkeren Motorisierung macht sich das auch mit einer von 110 kN auf 142 kN erhöhten Zugkraft bemerkbar. Das hatten sich viele Kunden gewünscht. Optisch sieht der Vorderwagen dabei fast unverändert aus. Das ist auch kein Wunder, weil die luftgefederte Kabine von der Vorgänger-Generation übernommen wurde, ebenso wie die Felix-typische Motorhaube. Wer jedoch genauer hinsieht, erkennt, dass die sechs Zylinder und die Abgasnachbehandlung mit Katalysator und Urea-Tank doch mehr Raum gefordert haben. Um alle Komponeten unterzubringen, musste Pfanzelt die Motor- und Hydraulikkomponenten links und rechts jeweils um etwa 20 cm nach außen rücken. Insgesamt wirkt der neue Felix darum bulliger, ist aber insgesamt nicht breiter als zuvor. Weitere Änderungen betreffen den Hydrauliktank, den Pfanzelt im Heck weiter oben einbaut, um Platz zu schaffen für den Hydraulikblock des Rückekrans, der zuvor am Hauptarm montiert wurde.

Bezeichnet man den neuen Motor als Pflichtaufgabe, so war de neue Antrieb des Felix sicher die Kür. 2006 führte Pfanzelt als erster Hersteller bei einer Sorstspezialmaschine das sufenlose, leistungsverzweigte S-Matic-Getriebe von ZF ein. Damit verfügte die Maschine über einen hydrosatischen Antriebszweig für das Anfahren und die Rückearbeit. Bei Straßenfahrten schaltete sich dagegen der robuste mechanishe Antriebszweig ein.

Weil der Großhersteller bei der Weiterentwicklung des Getriebes nciht mehr auf alle Ansprüche eines kleinen Abnehmers Rücksicht nehmen konnte, wechselte das Allgäuer Unternehmen jetzt mit Sauer Bibus nicht nur den Lieferanten, sondern setzt auch auf einen rein hydraulsichen Antrieb mit der Bezeichnung "hydra2Power". Das Besondere dabei ist: Vorder- und Hinterachse werden über getrennte Hydraulikkreisläufe mit eignen, groß dimensionierten Hydraulikpumpen und -motoren angetrieben, die mti jeweils 147 cm³ bei 1.600 U/min eine Förderleistung von 235 l/min erreichen. Statt mit einer starren Kardanwelle sind Hinter- und Vorderachse hydrauisch gekoppelt, was zu einer Art Längsdifferenzial führt. Die Vorteile: Vorder- und Hinterwagen verspannen sich bei Kurfenfahrt nicht mehr, der Allrad bleibt permanent erhalten und der Zwangsschlupf wird vermieden. Gute Traktion bei hoher Bodenschonung sind die Folgen. Dabei kommt die Maschine immer noch auf 39 km/h Staßengeschwindigkeit, weil die Hydraulikmotoren mit 45° einen großen Verstellwinkel aufweisen. Im Arbeitseinsatz sorgt ein weiter Verstellwinkel dafür, dass bei niedrigen Drehzahlen ein hoher Wirkungsgrad erreicht wird, ein kleiner Stellwinkel ermöglicht dagegen eine hohe Drehzahl für die Straßenfahrt. Wie Peter Voderholzer von Pfanzelt Maschinenbau mitteilt, erhitzt sich die Hydraulik auch bei voller Fahrt und 1.600 U/min nicht. Abgestimmt wird der neue Antrieb über eine elektronische Steuerung, die ebefalls von Sauer Bibus stammt. Das macht sich in der Kabine durch ein neues Bedienterminal bemerkbar und durch andere Joysticks, mit denen der Fahrer nun auch vom Vorwärts- auf Rückwärtsfahrbetrieb umschaltet und den Drehsitz bedient.



Der Hinterwagen


Pfanzelt Maschinenbau bietet den Felix wie bisher als Vier- und Sechsradmaschine an, wobei jeweils drei Hinterwagen-Varianten zur Auswahl stehen: Ein fixer Hinterwagen mit kurzem Radstand (K), ein fixer Hinerrahmen mit langem Radstand (F) und ein variabler Kombiwagen (V), der um 1,2 m verstellt werden kann. Mit Hilfe einer Schnellwechselvorrichtung kann bei den Bauweisen F und V die Klemmbank gegen einen Rungenkorb ausgetauscht werden, sodass sich die Maschine für das Rücken von Kurz- und Langholz eignet. Beide bieten  zudemeinen höhenverstellbaren Rollenbock. Auf BayWa-Vorführung war eine Vierradmaschine mit fixem Radstand und langem Rahmen zu sehen (Felix 208 4WD F), die das Niedersächsische Forstamt Saupark wenige Tage vor der Vorführung erhalten hat. Sie ist mit ihrer Hinterradlenkung nicht nur unübertroffen wendig, sondern hat im Hundegang wegen ihrer versetzten Fahrspuren auch beim Bodenschutz Vorteile gegenüber anderen knickgelenkten Vierradmaschinen.

Beim Sechsrad-Felix (Felix 214 6WD) verbaut Pfanzelt im Hinterwagen weiterhin Boogieachsen von NAF.

Beide Maschinen sind mit Doppeltrommelseilwinden mit 2 x 8 t oder 2 x 10 t erhältlich und mit Rückekranen bis 90 kNm Bruttohubmoment, bis 36 kNm Schwenkmoment und bis 10 m Reichweite. Die Seilwinden werden jetzt allerdings nicht mehr mechanisch, sondern hydraulisch angetrieben, und für die Rückekrane verwendet Pfanzelt eine größere Hydraulikpumpe mit 270 l/min Förderleistung.



Fazit


Vom Grundkonzept und von der Gestalt her ist beim Felix alles beim Alten geblieben. Der Vierrad-Felix ist mit dem teleskopierbaren Hinterrahmen jetzt allerdings vielseitiger einsetzbar als zuvor. Mit dem leistungsstärkeren Motor haben beide Bauweisen deutlich mehr Kraft. Der neue hydrosatische Fahrantrieb von Sauer Bibus verspricht darüber hinaus eine bessere Geländegängigkeit und mehr Bodenschonung. Maschineneinsatzleiter Hermann Drees vom Forstamt Saupark ist von der Maschine dementsprechend sehr angetan.

Die BayWa hat also in ihrem einzigen reinen Forsttechnikstandort in Deutschland gleich eine interessante Forstmaschine mehr im Programm. Wie Geschäftsführer Reinhold Bichle mitteilte, wird die BayWa den Standort Lübben weiter ausbauen. Der Betrieb wird seit Januar von David Klotzsche in die BayWa-Organisation integriert, vor fünf Wochen wechselte zudem Daniel Germer von der nahegelegenen BayWa Vetschau nach Lübben, um den Service zu verstärken.



Oliver Gabriel

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